Bluthochdruckkrise oder Notfall?

Die geschätzte Lesezeit beträgt 5 Minute(n)
Das alte Sanitas SBM 04
Wann die 112 anrufen?
Gestern Abend war es mal wieder so weit, dieses aufdringliche Rauschen im Ohr. Gemessen und dann dieses Ergebnis: 237 zu 114. Nochmal gemessen, weil man denkt, dass das Gerät spinnt, ein ähnliches Ergebnis. Und die Ergebnisse werden immer furchterregender, je mehr Angst und Panik man bekommt.
Die Frage ist dann immer, vor allem für den Partner: Ist das nun ein Notfall, muss ich den Notarzt rufen, oder handelt es sich “nur” um eine sogenannte Bluthochdruckkrise? Die Antwort: Wenn keine Brustschmerzen, Atemnot, eventuell mit gurgelndem Geräusch durch Wasser in der Lunge, Seh- und Sprechstörungen, Benommenheit, Übelkeit und Erbrechen, Nasenbluten oder Lähmungen auftreten, dann ist es kein Notfall. Wenn diese Symptome allerdings auftreten, auch wenn der Blutdruck normal ist, dann ist unbedingt der Notarzt über 112 anzurufen, denn es drohen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die Notrufnummer 112 gilt übrigens in ganz Europa.
Die Deutsche Herzstiftung hat eine Checkliste erstellt, wann der Notarzt gerufen werden sollte.
Nun ist einige Zeit vergangen und gestern hat mein Handgelenk-Blutdruckmessgerät von Sanitas SBM 04 seinen Geist aufgegeben. Immerhin war es schon 25 Jahre alt und wahrscheinlich ist die Manschette spröde geworden im Laufe der Jahre. Benutzt habe ich es ohnehin erst seit meinen Synkopen, Ohnmachten.
Also hab ich erstmal gegoogelt und das Nachfolgemodell zu einem wirklich moderaten Preis von knapp 13 Euro im Internet gefunden. Ich bei der Krankenkasse angerufen und gefragt, ob ich den Betrag erstattet bekomme, wenn ich es mir bestelle. “So geht das nicht”, meinte der Freundliche von der Krankenkasse. “Sie brauchen eine Verordnung von Ihrer Ärztin und dann können Sie das Gerät auch nur bei einem unserer Vertragspartner, sprich Apotheken erwerben.”
Regelmäßig Blutdruck messen!
Meine Ärztin hat mir daraufhin eine Verordnung für ein Oberarm-Blutdruckmessgerät ausgestellt und die sehr nette junge Dame in der Apotheke hat erstmal prüfen müssen, ob sie mir das Gerät gleich mitgeben oder erst eine Genehmigung bei der Krankenkasse einholen muss, also das volle bürokratische Programm.
Glücklicherweise konnte ich es sofort mitnehmen, aber erst als mir die sympathische Apothekerin einige Regeln für die Nutzung mitgegeben hat.
Zu Hause habe ich mir das Gerät etwas genauer angeschaut und es machte einen sehr professionellen Eindruck auf mich. Das Datum und die Uhrzeit einzustellen klappte zwar nicht auf Anhieb, aber letztendlich habe ich das natürlich hinbekommen.
Handgelenk oder Oberarm?
Nur diese Riesen-Manschette. Das macht das ganze Teil wenig mobil und etwas umständlich in der Nutzung. Aber meine Ärztin, Dr. Maren Oldörp, wird sich sicher etwas dabei gedacht haben, mich mit dem klinisch validierten, also getesteten Oberarm-Blutdruckmessgerät von aponorm® auszustatten. Man soll den Blutdruck ja auch nicht mal eben so nebenbei messen, sondern möglichst immer zu gleichen Zeiten und vor allem in Ruhe, denn schon psychische Erregung kann sich auf den Blutdruck auswirken.
Die erste Messung mit dem neuen Gerät war natürlich im hohen Bereich. Kein Wunder: Erwartungshaltung, nicht lange genug ruhig gesessen und entspannt. Herumgefummel mit der ungewohnten und steifen Riesen-Manschette. Egal, da muss ich jetzt durch. Bestimmt gewöhne ich mich noch an das Teil. Drei Jahre Garantie gibt es immerhin. Und ob ich darauf geachtet habe, dass der gelbe Streifen auf der Manschette über der Arterie auf der Arminnenseite befindet? Morgen ganz sicher. Morgen achte ich darauf.
Das Gerät stellt auch Pulsunregelmäßigkeiten als Früherkennung zu Herz-Rhythmus-Störungen fest. Das konnte das alte Gerät nicht. Trotzdem fand ich das Handgelenk-Blutdruckmessgerät für mich angenehmer und weniger umständlich und trauer ihm etwas nach.

Mein neues Oberarm-Blutdruckmessgerät ist für mich noch gewöhnungsbedürftig
Doch lieber Handgelenk-Messung
Nachtrag: Ich habe dieses Oberarm-Blutdruckmessgerät jetzt 3 Wochen täglich zweimal benutzt, aber ich muss sagen, dass mir die Nutzung einfach zu umständlich ist. In der kalten Jahreszeit hat man nicht immer den Oberarm frei, da ist eine Messung am Handgelenk doch wesentlich einfacher. Außerdem ist das Gerät mit Oberarm-Manschette inklusive der Riesen-Manschette drei bis viermal so groß wie das Handgelenk-Blutdruckmessgerät. Also habe ich mir bei Rossmann das aktuelle Sanitas-Messgerät gekauft und messe ab heute (auch) damit. Vielleicht morgens mit dem großen, wenn ich am Laptop sitze, aber abends auf der Couch dann mit dem kleinen am Handgelenk. Genau, so mache ich das in Zukunft.
Eine Horrornacht
Update 6. September 2020
Als ich mich heute Nacht schlafen legte, bekam ich plötzlich Kopfschmerzen, wie ich sie noch nie in meinem Leben hatte: unerträgliche Stiche im rechten Stirnbereich. Also nicht nur starke Kopfschmerzen, sondern wirklich unerträgliche. Ich dachte sofort an Vorzeichen für einen Schlaganfall. Die Messung mit dem Handgelenk-Messgerät ergaben hohe Werte, insbesondere im diastolischen Bereich einmal 96 und im systolischen Bereich 172. Das sind zwar keine Werte für einen Bluthochdrucknotfall (<200/100), aber in Verbindung mit den Kopfschmerzen war es für mich sehr beängstigend. Ich dachte sofort an ein Blutgerinnsel, das sich gelöst hat und nun im Gehirn gelandet ist und dort sein Unwesen treibt. Anstelle des Handgelenk-Messgerätes habe ich für weitere Messungen dann doch lieber das professionelle Oberarm-Messgerät von “aponorm” benutzt, da es wohl genauer ist. Aber auch hier wurden ähnliche Werte angezeigt.
Meine Phantasie, bereichert mit angelesenem medizinischem (Halb-)Wissen, kennt da keine Grenzen. Aber 112 anzurufen widerstrebt mir nach meinen letzten Erfahrungen mit den zwei Notfallsanitätern, die sich kurz vor meinem Herzstillstand im Januar 2020 noch über mit “lustig gemacht” haben. Das muss ich nicht nochmal haben. Daraus haben meine Frau und ich zumindest gelernt, dass man den Ernst der Situation schon am Telefon klar ausdrücken muss, damit auch gleich ein Notarzt mitkommt.
Wenn nur Sanitäter kommen, kann man auch Pech haben, dass man an welche gerät, die die Situation zunächst falsch einschätzen, wie ich selbst erfahren musste. Rettungssanitäter sind nun mal reine Assistenten , die den Patienten nur transportfähig machen oder erste Maßnahmen zur Lebenserhaltung treffen sollen und keine verantwortlichen Notfallärzte. Diesen müssen sie ggf. erst rufen.
Erst gegen Morgen waren die Kopfschmerzen in der Intensität von unerträglich auf stark zurückgegangen, der Blutdruck hat sich auch normalisiert und ich konnte einschlafen.
Links:
Auswahl Blutdruckmessgeräte auch für Patienten mit Herzschrittmacher
Aufrufe: 171