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Eine Story von Sally Sue Sherman mit Kommentaren von Pam Winter aus dem Jahr 1996 frei übersetzt und ebenfalls kommentiert von Andi Dauer
Vorwort von Pam Winter an die Männer, die immer noch nicht begreifen, was es in der heutigen Gesellschaft heißt, als Frau an Hirsutismus zu leiden, also nicht nur stark behaart, sondern krankhaft extrem stark behaart zu sein:
“Das ist genauso, als ob du als Mann ein extrem kurzes Glied hättest …”
Und jetzt setz dich und lies.
Dieser Artikel ist für alle, die neugierig sind zu erfahren, wie es sich für eine Frau anfühlt, krankhaft behaart zu sein und für all die Männer, die nur auf die für sie erotisierende Körperbehaarung der Frau schauen, ohne auch nur im Geringsten zu realisieren, dass hinter dem extrem behaarten Körper ein Mensch steckt.
Hier stimmt Pam zu: Natürlich behaart zu sein ist eine Sache, an Hirsutismus, also krankhaft übermäßiger Körperbehaarung zu leiden, eine andere.
Jetzt könntest du denken, dass wir unter Hirsutismus leidenden Frauen unter dem Motto “Bleib natürlich, rasier dich nicht” unsere Krankheit der übermäßigen Behaarung glorifizieren oder unter den Tisch kehren wollen.
Das stimmt aber nicht.
Ich bin der Meinung: Okay, wenn du stark behaarte Frauen magst und als sexuelle Wesen sehen möchtest, dann versuche, auch unser Innerstes zu sehen. Ich möchte auch die krankhaft behaarten Frauen, die unter den täglichen Hindernissen des Hirsutismus leiden, ansprechen, weil ich weiß, was sie auch durchmachen und dass es manchmal zu viel ist, was man jeden einzelnen Tag durchmachen muss.
Pam’s Meinung: Zu viele Männer machen behaarte Frauen zum Sexualobjekt und deshalb sage ich immer: Wir sind nicht behaarte Frauen, sondern wir sind Frauen, die behaart sind. Die Betonung liegt auf Frauen. Stolz darauf, Frau zu sein, egal ob behaart oder nicht.
Mein Tag beginnt wie der jedes anderen: Aufstehen und eine Tasse Kaffee zum Wachwerden, dann ein Blick zum Spiegel, um zu prüfen, ob meine Haare in meinem Gesicht und fast überall am Körper noch da sind. Nun beginnt, wofür ich gewöhnlich dreißig bis fünfundvierzig Minuten benötige, und zwar das Auszupfen der schlimmsten Haare in meinem Gesicht, nämlich derjenigen, die ich nicht verstecken kann, weil sie zu dunkel und kräftig vom jahrelangen Rasieren und Verstecken vor dem Spott der Gesellschaft geworden sind.
Dannach gehe ich unter die Dusche. Wenn ich allerdings die Beinhaare entfernen möchte, um ein Sonnenbad zu nehmen oder einen kurzen Rock oder eine kurze Hose zu tragen, muss ich zuerst die Haare von meinen Oberschenkeln, Unterschenkeln, Waden, Füßen und Zehen entfernen. Das dauert dann nochmal 45 Minuten. Anmerkung von Pam: Ich rasiere meine Beine seit zwei Jahren nicht mehr. Wenn jemand meine behaarten Beine nicht anschauen möchte, dann soll er es eben lassen.
Dann, nach all dem, kommt die abschließende Bearbeitung meines Gesichtes. Ich reinige mein Gesicht vom Rest der häßlichen Gesichtshaare, indem ich mich rasiere und übrig gebliebene dunkle Haare, die ich übersehen habe, nochmal extra heraus zupfe. Normalerweise sind meine Beine nun gerötet von dem langen, grausamen Prozess des Rasierens, dem sie ausgeliefert waren und mein Gesicht ist gewöhnlich auch gerötet und wund von dem Gezupfe und Rasieren.
Pam’s Kommentar: Du kannst gar nicht die Erniedrigung nachvollziehen, die du jeden Tag deines Lebens als Frau erleidest, die sich täglich rasieren muss. Es defeminisiert dich. Du fühlst dich eher wie ein Mann und nicht wie eine Frau.
Dann richte ich mich mental auf den Tag ein und versuche, nicht über die Ungerechtigkeiten des Lebens verbittert zu sein. Ich beginne ich mit dem Make up und versuche, die durch Rasieren und Zupfen geröteten Stellen im Gesicht zu übertünchen. Kommentar von Pam: Du musst dann das Gesicht mit Make-Up kosmetisch überdecken und in Sommertagen mit 35 Grad Celsius ist diese dicke Pampe im Gesicht kein sehr angenehmes Gefühl.
Dann mache ich meine Haare und ziehe mich an. Normalerweise sind es in neun von zehn Fällen lange Jeans, weil die Rötung an den Beinen zu schlimm ist, es sei denn, ich habe nicht vor, an diesem Tag das Haus zu verlassen oder es ist einfach zu heiß draußen, um sich darum zu kümmern, was andere denken.
Okay, hier sind noch ein paar andere Dinge, die ich auch durchgemacht habe. Ich bin sicher, die meisten Frauen, die an Hirsutismus leiden, kennen diese Probleme auch. Versuche dir diese Dinge vorzustellen, während ich sie mit dir teile.
Stell dir vor, du trägst ein tiefes, dunkles Geheimnis mit dir herum für den Rest deines Lebens. Du wirst niemandem erlauben, nah an dich heranzukommen, egal ob Frau, Mann oder sonstiges Geschlecht, aus Angst, jemand könnte dein Geheimnis lüften. Und jetzt stell dir vor, du fühlst dich zu jemandem stark hingezogen und weißt, du wirst wahrscheinlich nie an diese Person herankommen, wenn du nicht dein tiefes, dunkles Geheimnis mit ihr teilst und dir klar ist, dass du dann diese Person wahrscheinlich verlierst.
Stell dir vor, du hörst jemanden am Telefon über diese “ekelhafte, widerliche” Frau, die er zu einem Blind Date getroffen hat, reden und realisierst, dass er über dich spricht.
Stell dir vor, du befürchtest eine Naturkatastrophe und kommst nicht rechtzeitig an deinen Rasierer, deine Pinzette und deinen Spiegel ran. Ein Feuer mitten in der Nacht? “Warte, lieber Feuerwehrmann, ich muss mich erst rasieren und mein Make-up anlegen …
“
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… Das sind nur ein paar Dinge, die uns täglich durch den Kopf gehen.
Pam fügt hinzu: Stell dir vor, die Leute starren auf deine behaarten Unterarme, wenn du in der Öffentlichkeit bist, und machen kichernd Bemerkungen darüber.
Stell dir vor, ein kleines Kind kommt auf dich zu in einem Raum voller Erwachsener und sagt laut “Hast du aber behaarte Arme” und jeder schaut auf die vielen dunklen Haare auf deinen Armen.
Bitte verstehe, dass ich nicht gerne an Hirsutismus leide, aber ich muss es jeden Morgen akzeptieren. Und du musst wissen, dass wir zwar die Behaarung täglich entfernen können, aber nicht die psychischen Narben, die mit dem krankhaften Hirsutismus entstehen. Und bedenke, dass manchmal auch medizinische, andere gesundheitliche Probleme mit dem Hirsutismus verbunden sind.
Pam fügt hinzu: Als ich Sally Sue meinen gesundheitlichen Zustand beschrieb, sagte sie, dass ich höchstwahrscheinlich das polyzystische Ovarialsyndrom habe. Die Symptome sind männliche Muskulatur, hoher Anteil Testosteron, fehlende Menstruation, Unfruchtbarkeit, männliches Muster von Haarausfall und starkes sexuelles Verlangen (Libido), also Hypersexualität.
Bemerkung von Andi Dauer: Es können neben der größeren Muskelmasse, Muskeldefinition und Muskelkraft auch Aggressionen auftreten (da rutscht schon mal schneller die Hand aus), eine tiefere Stimme, eine vergrößerte Klitoris, Rückbildung der Brüste, herbere Gesichtszüge, erhebliche psychische Probleme.
Und an diejenigen, die behaupten, ich müsse ja behaart sein, weil meine Mutter behaart war oder meine Großmutter Italienerin war: Falsch! Meine Großmutter kam aus Rußland und meine Familie war gar nicht behaart. Das ist für mich nicht ethnisch, sondern medizinisch.
Kommentar von Andi Dauer: Ich habe im ehemaligen Jugoslawien, Albanien und in Bulgarien in den 80ern unzählige Frauen gesehen, die sogar stärker behaart waren als ich. Die konnten nicht alle an Hirsutismus erkrankt gewesen sein. Starke weibliche Körperbehaarung muss also auch ethnische Ursachen haben. Je wärmere Temperaturen in einem Land, desto stärker behaarte Frauen nach meinen persönlichen Erfahrungen.
Das hohe Level an Testosteron in meinem Körper macht mich massiv muskulös und tatsächlich haben mir sehr viele Bodybuilder gesagt, dass sie richtig neidisch auf meine Beine und Waden seien, weil sie so stark muskulös sind.
Manchmal kann man die medizinischen Probleme heilen und trotzdem bleibt die Behaarung, und das geht dann auf das Gemüt.
Anmerkung von Andi Dauer: Du solltest nach einem Partner suchen, der die stärkere Körperbehaarung mag, sexy findet. Es gibt diese Männer tatsächlich, was du an meinem youTube-Kanal bei über 23.000 Abonnenten (Stand Mai 2022) sehen kannst. Wenn du erst mal einen solchen Partner gefunden hast, steigt auch dein Selbstbewusstsein. Oder verdiene Geld als “Hairy Model” mit deiner stärkeren Behaarung. Warum eigentlich nicht?
Kommentar von Pam: Nicht ganz richtig, Sally Sue. Ein Jahr lang habe ich eine Medikation bekommen, die meinen Testosteronspiegel heruntersetzen sollte und die Behaarung wurde weniger. Diese Medikamente kosteten 600 USD im Monat und bestanden aus Premarin, Provera, Spirinolactone, Antibabypille und ein Nasenspray, das zu früherem Eintreten der Wechseljahre führt und eine Flasche 300 USD kostet. Diese Medikamente bewirkten, dass ein beträchtlicher Teil der Körperbehaarung verschwand, aber nicht an den Körperstellen, an denen ich es wollte.
Ich stoppte die Behandlung im März 1995, als ich realisierte, dass ich trotzdem behaart bleiben werde und wenn jemand mit meinem Hirsutismus nicht umgehen kann, soll es sein Problem sein und nicht meins.
Ich freue mich, berichten zu können, dass die Haare dannach ziemlich stark nachgewachsen sind und an manchen Stellen jetzt einem Fell ähneln. Einige Haare wurden erst blond und sind jetzt wieder sehr dunkelbraun.
So, wenn du das nächste Mal auf ein Foto mit einer stark behaarten Frau in dem “Hair to Stay”-Magazin schaust, versuche zu verstehen, dass unsere Reise zu diesem Magazin vielleicht nur gemacht wurde, um ohne Spott verstanden und akzeptiert zu werden, und hoffentlich kann durch all das etwas innerer Frieden erreicht werden.
Lass dir auch sagen, dass ich mich vor nicht allzu langer Zeit allein und auch selbstmordgefährdet fühlte. Also schrieb ich in einem Brief auf einen Zeitungsartikel namens “Hinter dem Zaun” und war überrascht über hauptsächlich zwei Antworten, die mich zu Pam führten und die mich wissen ließen, dass ich nicht allein bin.
Zusatzbemerkung von Pam: Du bist ganz bestimmt nicht allein!
Sich allein zu fühlen ist schrecklich. Vor allem aber, wenn du dich allein fühlst, weil dir die Gesellschaft es aufzwingt, ist es noch schlimmer. Ich hatte das Gefühl, der Tod sei die einzige Möglichkeit, die Behaarung zu entfernen. Ich habe immer noch das Gefühl, dass der Tod das Ende von all dem sein wird, weil das in gewisser Weise wahr ist. Aber jetzt habe ich jemanden gefunden, der versteht, was ich durchmache, weil sie an diesem Punkt war und wir die gleichen Dinge durchmachen.
Pam schreibt dazu: Ich habe mein ganzes Leben lang viele ähnliche Gefühle gespürt, hatte ein Leben, das hauptsächlich so war, weil mein Hirsutismus mir nicht erlaubt hat, sozial zu wachsen. Die Qual und der Schmerz, wegen der Behaarung ständig verspottet zu werden, haben mich auch schmerzlich schüchtern gemacht.
Aber du musst wissen, ich akzeptiere mich jetzt und werde mit dem Leben weitermachen, in dem Wissen, dass ich nicht allein bin, und danke dem Schicksal, dass es mich zu Pam geschickt hat.
Eine behaarte Frau, die weiß, dass sie nicht allein ist.
-Ende der Story von Sally Sue Sherman und Kommentaren von Pam Winter und Andi Dauer–
Vielleicht möchtest du in einem meiner Blogartikel mehr über ? weibliche Achselhaare im Islam erfahren.
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