WhatsApp, ein Freundschafts-Killer?

Die geschätzte Lesezeit beträgt 6 Minute(n)

Foto: miss.at

Texten bis der Arzt, äh, das Missverständnis kommt

Wir haben viel getextet, Maria (fiktiver Name) und ich. Drei Monate lang, sehr umfangreich und intensiv. 218 kbs, das sind etwa 121 Normseiten, also Schreibmaschinenseiten mit 30 Zeilen a 60 Zeichen. Eine Normseite hat etwa 250 Wörter. Die durchschnittliche Lesegeschwindigkeit beträgt etwa eine Minute für 250 bis 300 Worte, also den Umfang einer Normseite.

Um das zu lesen, was ich mit Maria in diesen drei Monaten getextet habe, würde man also zwei Stunden benötigen. Wir hätten also auch 40 Minuten pro Monat oder alle zwei Tage 3 Minuten telefonieren können, um den Text zu transportieren. Rein rechnerisch, nur mal um die Relation zu erkennen.

Wie lange das Schreiben auf dem Smartphone mit automatischer Wortvervollständigung inklusive Korrektur der Vervollständigungsfehler gedauert hat, wage ich nicht einmal zu schätzen.

Persönlich, also Auge in Auge, haben wir in dieser Zeit nur dreimal für etwa drei Stunden insgesamt zusammen gesessen und geredet und das noch nicht mal allein. In Unterhaltung mit Anderen. Also gekannt haben wir uns nicht wirklich.

Und so kam, was kommen musste: Das berühmte Missverständnis bei einem WhatsApp-Chat. Das falsche Wort, das fehlende Emoji. Oder das falsche Emotion. Wer weiß das so genau hinterher. Da müsste man dann telefonieren, um das zu klären und klarzustellen. Ansonsten bleibt das Missverständnis im Raum stehen und es entsteht eine Sendepause oder im schlimmsten Fall der Abbruch einer “Freundschaft” wie zwischen Maria und mir.

Und das geschah dann noch nicht einmal in einem persönlichen Gespräch, Auge in Auge, sondern … na, rate mal: Natürlich über WhatsApp mit dem Satz “Lass’ mich in Ruhe.” Ja, so einfach geht das Beenden einer Bekanntschaft oder Freundschaft per Messenger. Menschenverachtend, finde ich.

Könnte man eigentlich nicht gleich kurz telefonieren, anstelle den Messenger zu nutzen, frage ich mich jetzt. Na ja, manchmal ist WhatsApp schon sehr praktisch, finde ich: Wenn man via Chat Termine oder Treffen vereinbaren, Links oder mal schnell ein Foto oder kurzes Video verschicken möchte. Auch eine kurze Memo als Sprachnachricht könnte infrage kommen. Und telefonieren via Sprach- oder Videoanruf kann man auch mit WhatsApp. Sogar kostenlos, auch ins Ausland.

Blaue Häkchen, aber keine Antwort

Wenn man eine Nachricht verschickt, sieht man zunächst ein graues Häkchen. Ist das Smartphone des Empfängers eingeschaltet und ist die Nachricht dort angekommen, erscheint ein zweites graues Häkchen. Hat der Empfänger die Nachricht gelesen, werden die beiden grauen Häkchen zu blauen Häkchen.

Und nun passiert das Unglaubliche: Es kommt keine Antwort. Nicht nach einer Stunde und auch nicht nach zwei Stunden. Und das, obwohl man am “zuletzt-online”-Zeitstempel sehen kann, dass der Empfänger gerade online ist. Online und keine Antwort, fragt man sich. Und schon geht’s wieder los mit Missverständnissen. Vielleicht liest der Andere im Chatverlauf oder hört sich gerade einen youTube-Link von einem Song an oder schreibt mit einem Anderen. Oder er hat ganz einfach vergessen, zu antworten.

Und es gibt noch eine Möglichkeit: Wenn man automatische Benachrichtigung, Push-Benachrichtigung aktiviert hat, erscheint das blaue Häkchen sofort, wenn die Nachricht auf deinem Handy angekommen und du einstellungsgemäß darüber informiert worden bist. Egal, ob du die Nachricht geöffnet und gelesen hast. Das kann natürlich auch zu Irritationen führen.

Bei einem Geschäftskontakt fragt man einfach nochmal nach, bei einem guten Freund schickt man vielleicht eine kurze Erinnerung, dass man auf Antwort wartet, aber bei neuen Bekanntschaften oder Menschen, mit denen man noch nicht so vertraut ist – wie in meinem Fall mit Maria – oder bei einem Menschen. in den man gar verliebt ist, kommen bei solchen Situationen mit Sicherheit komische Gefühle auf.

Noch schlimmer sind solche blauen Häkchen ohne Antwort, wenn der Mensch krank ist und man sich deshalb Sorgen macht, wenn er nicht antwortet. Aus diesem Grund habe ich nämlich mal meinen Fitness-Tracker so eingestellt, dass er vibriert hat, wenn von einer bestimmten Person, die mir am Herzen lag, eine WhatsApp-Nachricht einging. So habe ich auch nachts gemerkt, wenn diejenige Person eine Message geschickt hat. Es sollte ihr ein Gefühl der Sicherheit geben, dass im Notfall immer jemand für sie da ist.

Ich finde, wer einen Messenger wie WhatsApp nutzt und sich mit Anderen über diesen Messenger vernetzt hat, sollte auch möglichst sofort auf Nachrichten reagieren. Oder stattdessen über eMails kommunizieren.

WhatsApp Light

Ein solch enger WhatsApp-Kontakt kann allerdings nur funktionieren, wenn die entsprechenden Person einen auch an seinem oder ihrem Leben teilhaben lässt, also dass man über Tagesabläufe informiert wird. Ist dies nicht der Fall, macht man sich möglicherweise unnötige Sorgen, wenn keine Rückmeldungen kommen.

Ich habe aus dieser Erfahrung gelernt. Wenn überhaupt, werde ich WhatsApp nur für getextete Nachrichten mit sachlichen Informationen oder Fragen nutzen. Sozusagen als WhatsApp Light. Wenn ein Chat in den emotionalen Bereich geht, werde ich nur noch mit einer kurzen Sprachnachricht antworten. Wobei Sprachnachrichten zu versenden mir nur dann sinnvoll erscheint, wenn der Empfänger allein ist oder wenn ich weiß, dass er immer Kopfhörer dabei hat oder nutzt. Ansonsten besteht nämlich die Gefahr, das er sie nicht anhören kann.

Ja, es gibt Einiges zu bedenken, will man WhatsApp so nutzen, dass beiderseits keine Probleme oder Missverständnisse auftreten.

Lebenszeichen

Ach ja, noch etwas: Den “zuletzt online”-Zeitstempel kann man zwar über die Einstellungen abstellen, um seine Privatsphäre zu schützen, aber dann sieht man umgekehrt natürlich auch nicht, wann der Andere online ist. Und ist mal “Sendepause” mit Schreiben – aus welchen Gründen auch immer – ist es doch schön, wenigsten ein Lebenszeichen von dem Anderen zu erhaschen. Nämlich wann er zuletzt online war.

Und für diejenigen, die doch mal eine lange Nachricht über WhatsApp verschicken wollen oder müssen und nicht die Sprachnachricht verwenden wollen, können die Nachricht einfach diktieren und sie wird automatisch von Sprache in Text umgewandelt. Bei Android befindet sich unter dem Sprachnachrichten-Mikro ein kleines Mikrofon, das man die Speech-to-Text-Funktion erfüllt. Beim iPhone ist dieses kleine Mikrofon-Symbol für die Sprache-zu-Text-Umwandlung im Textfeld der Tastatur zu finden. Einfach genial!

Allerdings nur, wenn man es vernünftig einsetzt, und zwar mit Satzzeichen. Und höflicherweise sollte man den so generierten Text vor dem Absenden korrigieren. Sonst könnte es eine Zumutung für den Empfänger sein. Man sollte auch darauf achten, dass der Text nicht allzu lang wird, um den Empfänger nicht mit der Beantwortung des Textes zu überfordern. Wenn man diese Regeln einhält, ist die Speech-to-Text-Funktion von Gboard eine gute Sache.

… Eure Erfahrungen mit WhatsApp interessieren mich auch ….

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Wikipedia-Information über Wize Life

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Eine Antwort

  1. 28. Mai 2019

    […] Freundschaft aufzubauen, weil wir uns alle drei einsam gefühlt haben. Das ist zwar aufgrund von WhatsApp-Missverständnissen  und verschiedenen Ansichten, wie eine Freundschaft nur funktionieren kann, gescheitert, aber den […]

Erst dein Kommentar macht meinen Blog lebendig! Trau dich!

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